[FFA] Gespräch mit Medienpädagogin Stadt Augsburg

Steini freifunk at total-connection.net
Di Jan 7 20:11:29 CET 2014


Hey zusammen,

ich wollte bissle Feedback geben wie das Gespräch bei der Stadt heute lief.
Ich hatte nen angenehmes Gespräch mit der Mitarbeiterin und hab den
Eindruck gewonnen, dass weder das Amt für Soziales, Familien und Jugend
noch der Stadtrat überhaupt eine Ahnung haben, welche Art von
Medienpädagogik dort läuft. Mich bestätigt, dass sowohl im Stadtrat,
also auch in der Verwaltung ne Riege alter Menschen sitzt, die keine
Ahnung haben was Medien+Pädagogik im Jahr 2014 bedeutet und was man
darin sinnvolles bewegen kann. Die sind immer noch im 1970er Modell, des
alles-verbieten-und-den-Bürger-beschützen-Logik... *omg*

Ganz anders und deshalb einerseits zuversichtlich stimmend war heute
mein Eindruck. Im Rahmen des Medienscout-Projekts kommen die
"ausgebildeten" Medienscouts immer wieder zusammen und diskutieren über
dies oder jenes auch heikle Thema. Die Referenten werden dabei mit
allerlei kritischen Inhalten (da is wirklich ALLES dabei) überrascht und
gehen dann mit den Jugendlichen in Dialog darüber, ohne zu verurteilen
oder zu bewerten. Die Ergebnisse fliessen teilw. auch in Elternabende
ein, wo dann den Eltern immer wieder die Kinnlade aufn Tisch knallt,
wenn der Referent ne Auswahl zeigt, mit was sich die Kids in der
Altersgruppe so beschäftigen, was aber in den allermeisten Fälle dazu
führt, dass Eltern dann in die Auseinandersetzung mit den Inhalten
übergehen und auch wirklich bei denen ankommt und Ängste abgebaut werden.
D.h. in Familien mit Kindern und Jugendlichen is die Diskussion um das
böse Internet schon viel weiter, als uns die Politik das hier für
Augsburg verkaufen will. Obwohl da wahrscheinlich auch einige Eltern
aktiv sind...

Ich hab dann von unsren Erfahrungen berichtet und aus den
Gesichtsregungen keine Überraschung abgelesen vor allem das Zitat
"Internet als Gefahr" hat mehr als Augenrollen ausgelöst.
Auf die Frage nach Websperren, hat mein Gegenüber sich sehr reserviert
geäußert, vor allem vor dem Hintergrund, dass es überhaupt nichts
brächte, weil die Schüler_innen genug Kreativität hätten, solange eine
Webseite zu suchen, die der Webproxy nicht kennt oder spätestens zu
Hause am unbeschränkten Internet auf die Inhalte zugreifen. Ich hatte
nicht den Eindruck, dass arg viel Verständnis für Websperren besteht.

Ein spannender Aspekt war noch meine Nachfrage, in wie weit das Amt für
Soziales, von denen man ja annimmt, dass sie die Experten in Sachen
Jugendschutz sind in die Debatte bei den Websperren überhaupt nicht
involviert waren oder sind. Da wurde nach Gutdünken entschieden, was
erlaubt is und was nicht, ohne fachliche Expertise einzuholen. Das zeugt
für meinen Geschmack für Kompetenzgerangel innerhalb der Stadt und
deutet einmal mehr drauf hin, dass es nicht darum ging oder geht die
Jugendlichen vor irgendwas zu schützen sondern man hat einfach mal
irgendwas hingepfuscht.
Ich find das eine bodenlose Frechheit was da passiert is und noch immer
passiert.

Die Frage is jetzt was machen wir draus oder machen wir überhaupt was
draus. Es steht ja nun jedem und jeder frei in den Kommunalwahlkampf
einzugreifen und da bissle Wind reinzubringen. Da bietet das Thema genug
Material.
Mir isses ehrlich gesagt ne Nummer zu blöd, mich da mit den Flachzangen
von der Stadtverwaltung oder dem Stadtrat zu battlen.

Als Freifunker finde ich aber sollten wir ne Pressemitteilung oder
zumindest nen Blog-Posting machen, dass wir unsere Verantwortung
wahrgenommen haben uns mit Experten im Bereich des Jugendschutzes
auseinandergesetzt haben und die sinnvolle medienpädagogische Arbeit des
Amt für Soziales für sehr wegweisend halten. Weit sinnvoller wäre es
statt das Geld für den Webproxy in zusätzliche Stellen im
medienpädagogischen Bereich und Fortbildung in den Entscheidungsebenen
der Stadtverwaltung auszugeben. Ich fänd's deshalb für sinnvoll, weil
wir nochmal ne andere Zielgruppe haben und wir damit die Stadt loben,
für ein über-innovatives Vorhaben, das weit über ihre eigene
Law-and-Order Strategie hinausgeht. Wenn der Blogpost auch nur nen
Funken Medienresonnanz bekommt, könnte sich das für die Stadt zu ner
argumentativen Sackgasse entwickeln, weil die medienpädagogische Arbeit
viel näher an dem is was wir proklamieren und man uns damit etwas
schwerer ins Abseits drängen könnte.

Joah soweit dazu. Fragen oder Anregungen gerne hier.

Ciao

Steini


Am 06.01.2014 18:34, schrieb Steini:
> Hallo zusammen,
>
> ich treff mich morgen mit der Medienpädagogin, die an einer Schule der
> Stadt Augsburg das Projekt "Medienscouts" betreut.
>
> Ich hab deshalb den Kontakt zu ihr gesucht, weil ich wissen will, wie
> ihre Meinung zum Thema Websperren is, wie sie sich wirkungsvollen
> Jugendschutz vorstellt, wie Sie die Rolle des Konzepts Medienscouts
> sieht, wie Sie zum Internet insgesamt steht.
>
> Eine Frage noch konkret im Bezug auf das städtische WLAN-Netz, wäre noch
> in weit sie darin involviert war oder ob in rel. Eigenmächtigkeit
> entschieden wurde...
>
> Falls Ihrnoch jemand ne Frage habt, schickt's mir bitte zu. Ich versuch
> auch rel. bald ne Zusammenfassung zurückzuschreiben.
>
> Ciao
>
> Steini
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